Das Weihnachtsfest beim 1. Garde-Regiment zu Fuß vor 125 Jahren.
Ein Bericht vom Füselier Wilhelm Leps
"Schon acht Tage vor Weihnachten gingen wir acht Mann mit unserem Feldwebel nach dem Weihnachtsmarkt, um Weihnachtsbäume einzukaufen, die von der Kompanie bezahlt wurden. Jede Korporalschaft bekam einen Baum, außerdem 5 Mark zur Ausschmückung. Dann steuerten wir Mannschaften noch Geld dazu, denn jede Korporalschaft wollte den besten Weihnachtsbaum haben. Dann gingen wir in die Stadt, um Zucker-, Schokoladen- und Marzipansachen zu kaufen zum Behang des Baumes. Die Papergirlanden holten wir aus dem Militär-Waisenhaus, denn unsere kleinen Kameraden fertigten wundervolle Sachen an und verdienten sich ihr Reisegeld damit, um zu Weihnachten zu ihrer Mutter fahren zu können. Die Vollwaisen fuhren zu einem Onkel oder zu einer Tante, aber viele, die keine Verwandten hatten, mußten das Weihnachtsfest in Potsdam feiern.
Wenn wir dann alles zusammengetragen hatten, ws zum Ausschmücken gehört, wurde jeden Abend an der Ausschmückung des Baumes gearbeitet, denn, wie gesagt, jede Korporalschaft wollten den schönsten haben. Ich glaube, nicht zu hoch gegriffen zu haben, wenn ich sage, daß die Bäume einen Behand hatten im Wert von 25 bis 30 Mark und mehr.
Am Heiligabend wurden dann sämtliche Bäume von den Stuben nach dem Speisesaal getragen. Da waren dann die Tische mit der Weihnachtsbescherung für die Mannschaften aufgestellt. Da gab es Extra-Mützen, wollene Jacken, Taschenmesser, Strümpfe, Briefmappen usw. Die Sachen wurden verlost. Es wurden Weihnachtslieder in dem von Kerzenlicht erhellten Raum gesungen. Der Hauptmann hielt eine Ansprache, in der er sich auch entschuldigte, daß er nicht allen hatte Weihnachtsurlaub gewähren können, weil er doch Mannschaften zur Wachestellen müßte. Er wüßte sehr gut aus seiner Leutnantzeit, wie weh es getan hätte, wenn er zu Weihnachten des Dienstes wegen nicht zu den Seinen hätte fahren können. Er hätte aber sein Möglichstes getan, um uns Zurückgebliebenen eine Weihnachtsfreude zu machen, was auch der Fall war. Dann wünschte er uns allen ein frohes Weihnachtsfest, er müßte nun auch nach Hause, um zu bescheren.
Wir feierten weiter. Dazu wurde eine Tonne Bier angefangen. In der Küche war ein Kessel mit heißem Wasser besorgt, die Kantine hatte für den nötigen Rum und Zucker gesorgt, und davon wurde dann ein Weihnachtspunsch gebraut, den zu trinken sich ein Seemann nicht hätte zu schämen brauchen. Dieser Punsch wurde uns von der Küche in Wasserkannen nach dem Speisesaal gebracht. Anstatt der Pfannkuchen gab es Schüsseln voll Knobländer. Unterdessen hatten sich auch unsere kleinen Freunde, die Kinder aus der Kaserne und deren Spielkameraden aus der Nähe eingefunden, um sich an dem Lichterglanz unserer Bäume zu freuen. Wie das die Augen unserer kleinen Freunde glänzten, auch wohl im Vorgeschmack der vielen Zuckersachen beim Abplündern der Bäume nach Neujahr, denn da stellten sie sich gewissenhaft wieder ein. Na, wir ließen sie dann auch tüchtig mitplündern, denn wer die Jugend hat, hat das Volk. Zum Zapfenstreich wurden die Bäume wieder in die Korporalstuben gebracht und die Feier damit beendet.
Oh du fröhliche, o du selige Weihnachtszeit."
Ein Bericht vom Füselier Wilhelm Leps
"Schon acht Tage vor Weihnachten gingen wir acht Mann mit unserem Feldwebel nach dem Weihnachtsmarkt, um Weihnachtsbäume einzukaufen, die von der Kompanie bezahlt wurden. Jede Korporalschaft bekam einen Baum, außerdem 5 Mark zur Ausschmückung. Dann steuerten wir Mannschaften noch Geld dazu, denn jede Korporalschaft wollte den besten Weihnachtsbaum haben. Dann gingen wir in die Stadt, um Zucker-, Schokoladen- und Marzipansachen zu kaufen zum Behang des Baumes. Die Papergirlanden holten wir aus dem Militär-Waisenhaus, denn unsere kleinen Kameraden fertigten wundervolle Sachen an und verdienten sich ihr Reisegeld damit, um zu Weihnachten zu ihrer Mutter fahren zu können. Die Vollwaisen fuhren zu einem Onkel oder zu einer Tante, aber viele, die keine Verwandten hatten, mußten das Weihnachtsfest in Potsdam feiern.
Wenn wir dann alles zusammengetragen hatten, ws zum Ausschmücken gehört, wurde jeden Abend an der Ausschmückung des Baumes gearbeitet, denn, wie gesagt, jede Korporalschaft wollten den schönsten haben. Ich glaube, nicht zu hoch gegriffen zu haben, wenn ich sage, daß die Bäume einen Behand hatten im Wert von 25 bis 30 Mark und mehr.
Am Heiligabend wurden dann sämtliche Bäume von den Stuben nach dem Speisesaal getragen. Da waren dann die Tische mit der Weihnachtsbescherung für die Mannschaften aufgestellt. Da gab es Extra-Mützen, wollene Jacken, Taschenmesser, Strümpfe, Briefmappen usw. Die Sachen wurden verlost. Es wurden Weihnachtslieder in dem von Kerzenlicht erhellten Raum gesungen. Der Hauptmann hielt eine Ansprache, in der er sich auch entschuldigte, daß er nicht allen hatte Weihnachtsurlaub gewähren können, weil er doch Mannschaften zur Wachestellen müßte. Er wüßte sehr gut aus seiner Leutnantzeit, wie weh es getan hätte, wenn er zu Weihnachten des Dienstes wegen nicht zu den Seinen hätte fahren können. Er hätte aber sein Möglichstes getan, um uns Zurückgebliebenen eine Weihnachtsfreude zu machen, was auch der Fall war. Dann wünschte er uns allen ein frohes Weihnachtsfest, er müßte nun auch nach Hause, um zu bescheren.
Wir feierten weiter. Dazu wurde eine Tonne Bier angefangen. In der Küche war ein Kessel mit heißem Wasser besorgt, die Kantine hatte für den nötigen Rum und Zucker gesorgt, und davon wurde dann ein Weihnachtspunsch gebraut, den zu trinken sich ein Seemann nicht hätte zu schämen brauchen. Dieser Punsch wurde uns von der Küche in Wasserkannen nach dem Speisesaal gebracht. Anstatt der Pfannkuchen gab es Schüsseln voll Knobländer. Unterdessen hatten sich auch unsere kleinen Freunde, die Kinder aus der Kaserne und deren Spielkameraden aus der Nähe eingefunden, um sich an dem Lichterglanz unserer Bäume zu freuen. Wie das die Augen unserer kleinen Freunde glänzten, auch wohl im Vorgeschmack der vielen Zuckersachen beim Abplündern der Bäume nach Neujahr, denn da stellten sie sich gewissenhaft wieder ein. Na, wir ließen sie dann auch tüchtig mitplündern, denn wer die Jugend hat, hat das Volk. Zum Zapfenstreich wurden die Bäume wieder in die Korporalstuben gebracht und die Feier damit beendet.
Oh du fröhliche, o du selige Weihnachtszeit."