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    Minenwerferschule Markendorf b. Jüterbog

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    Beitrag von Gardestern Mo Aug 12, 2013 9:55 pm

    Der erste Einsatz deutscher Minenwerfer erfolgte am 13. August 1914 gegen das Fort Leuron, das sich alsbald unter dem bisher unbekannten Feuer ergeben mußte. Es waren nur 160 Werfer gewesen, die die deutschen Pionierbataillone unter größter Geheimhaltung mit ins Feld genommen hatten.

    Im Jahre 1916 konnten bereits drei komplette Minenwerferbataillone vor Verdun zum gemeinsamen Feuerschlag zusammengefaßt werden. Im nächsten Jahr bekamen auch die Infanterie-Regimenter Werfer zum eigenen Gebrauch. Für die verschiedenen Verwendungen gab es mittlerweile leichte, mittlere und schwere Minenwerfer. Im letzten Kriegsjahr waren bei den deutschen Fronttruppen an die 20 000 Minenwerfer unterschiedlicher Größe in Benutzung.

    Zeitgleich mit dem „Festfahren“ der Westfront begann in Markendorf bei Jüterbog die forcierte Ausbildung von Minenwerferbedienungen in Form der 1. Preußischen Minenwerferschule. In der örtlichen Schulchronik ist dazu zu lesen: „Im Januar 1915 bekam das Wachkommando für die Forts in Markendorf beträchtliche Verstärkung. Schon Febr. 1915 übten 3 Kompanien Pioniere im Schießen von neuen Minen. April 1915 wurde Markendorf der Standort der ersten Preuß. Minenwerferschule. Eine neue Welt entstand jenseits des alten Markendorfs. In leichten Patent-Steinbaracken waren bis Oktober 1915 sechs Kompanien untergebracht...Die Ausbildung von Minenwerfern war in Mkrf. fast fieberhaft. Die einzelnen Bundesstaaten schickten noch soviel Lehrpersonal und auszubildende Abteilungen, daß der Truppenübungsplatz und Gemeinde Markendorf nicht alle Soldaten zu fassen vermochte. Fröhden ist seitdem immer überreichlich mit Einquartierungen gesegnet worden bis auf den heutigen Tag“.

    Eine zeitgenössische Aktennotiz bestimmt die waffenmäßige Zuordnung: „Die Minenwerfer sind nach ihrer jetzigen Entwicklung zweifellos als Geschütze anzusehen.“ LUDENDORFF als Chef des Generalstabs des Feldheeres erklärte weiterhin: „Es ist... nötig, die mittleren und schweren Minenwerfer früher oder später der Artillerie zuzuteilen... Die leichten Minenwerfer können der Infanterie verbleiben, da ihre Handhabung und Verwendung einfach genug ist.“ Waren die Minenwerfer anfangs eine Pionierwaffe, so sind im Ergebnis des Ersten Weltkrieges tatsächlich die schweren Kaliber der Artillerie zugeordnet worden, während die leichten zur Infanterie kamen.

    Aus dem Truppenübungsplatz Münsingen ist ab Herbst 1916 ein Minenwerfer-Abnahmekommando eingerichtet worden. Grund war der ständig steigende Bedarf bei den Fronttruppen und der damit verbundenen Überbelastung der Fertigungsfirmen, die mit dem notwendigen Beschuß der Waffen nicht nachkamen. Unter diesen Umständen konnte wohl die bisherige Minenwerferschule in Markendorf den Gesamtbedarf an ausgebildeten Leuten nicht mehr befriedigen. So wurde ab Februar 1917 im Lager Feldstetten die würtembergische Minenwerfer-Ersatzkompanie etabliert, die am 12. Mai 1917 zum württembergischen Ersatzbataillon erweitert worden ist. Vorher war der württembergische Nachersatz für diese Waffengattung nach Markendorf zur Ausbildung kommandiert worden, später zum Truppenübungsplatz Heuberg, wo die vorgenannte Kompanie bis zu seiner Verlegung dem dortigen 3. Minenwerfer-Ersatzbataillon angegliedert war.

    Nicht nur die Württemberger nutzten Markendorf als Ausbildungsstätte. Wie schon der Schulchronist bemerkte, schickten verschiedene Bundesstaaten des Kaiserreichs ihre Männer zur hiesigen Minenwerferschule. So findet sich in der Postkartensammlung des Jüterboger Heimatmuseums eine Feldpostkarte, deren Briefmarke in Markendorf entwertet wurde und die den Absenderstempel „Minenwerfer-Ersatz-Batl. II. Komp., Abtl., Bayern“ trägt.

    In der im letzten Kriegsjahr verfaßten Niederschrift des Lehrers von Fröhden heißt es: „Markendorf ist jetzt Standort des Minenwerfer-Ersatz-Regiments 1. Ersatz geht in Stärke von Bataillonen, Kompanien, Zügen und einzelner Mannschaften fast täglich ins Feld. Das Rittergut Markendorf ist seit 1. Jan. 1917 ganz im Besitz des Fiskus. Holz- und Steinbaracken beherbergen Mannschaften und Offiziere. Viele Offiziere wohnen privat im Dorf Mkrf., Fröhden, Werder und in Jüterbog.“

    Ein Stimmungsbild über das Leben in der Minenwerferschule gibt die Feldpostkarte des Unteroffiziers ZIPPEL vom 1. M. W. Ers. Rgt., der am 13. Juli 1917 aus Markendorf schrieb: „Viel Dienst und wenig Futter.“

    Den Markendorfer Pionierübungsplatz nutzen während des Ersten Weltkrieges offensichtlich auch Einheiten der Artillerie, wohl um mit der Technik der Minenwerfer vertraut gemacht zu werden. So ist im Markendorfer Sterbebuch im Jahre 1917 der Tod eines Obergefreiten „durch Granantschuß in der Lebergegend“ vermerkt, der der 1. Batterie des Fußartillerie Bataillons Nr. 78 angehörte.

    Wie Feldpostkarten belegen, fand eine Ausbildung am Granatwerfer neben Markendorf auch in Jüterbog/Neues Lager statt, was zum Beispiel ein amtlicher Briefstempel vom 24. Mai 1917 zeigt: „Granatwerfer-Ausbildungs-Kursus Jüterbog Neues Lager“. Des weiteren steht in der Absenderangabe des Leutnant BERTHY vom 15. September 1916 ebenfalls „Granatwerferkurs Jüterbog Neues Lager.“
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    Beitrag von Gardestern Mo Aug 12, 2013 9:56 pm

    Der unterirdische Krieg



    Minierkunst des 18. und 19. Jahrhunderts im Spiegel zeitgenössischer Quellen


    Autor: Dr. Martin Klöffler (Düsseldorf)

    Vortrag (Kurzfassung), Tagung der Festungsforscher und Zeithistoriker, Torgau/Elbe, 16. und 17. Oktober 2009, Thema: Festungen und Festungsgeschichte

    Deutsche und französische Quellen (siehe z.B. Mouzé, Hauser, Aster) von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts belegen, daß der Angriff mit Minen als Teil des förmlichen Angriffs immer in Betracht gezogen werden mußte, und so den Bau von Gegenminen seitens der Verteidiger erforderte.
    Nach ihrer Absicht wurden die Minen in Angriffsminen oder eigentliche Minen, Konterminen und Schleif- bzw. Demolitionsminen unterteilt. Nach ihrer Konstruktion und Wirkung werden die Minen weiter unterschieden nach ihrer Wirkung an der Oberfläche in schwache, gewöhnliche und überladene Minen, die üblicherweise mehr als 10 Fuß (3m) unter Oberfläche lagen. Verschiedene empirische Formeln, wie z.B. die von Belidor, gaben dem Mineur eine Abschätzung für die benötigte Pulverladung bei gegebener kürzester Widerstandlinie und Art des Erdreichs an die Hand. In der Regel genügte eine Verdämmung von der 1 ½ Länge der Widerstandslinie. Wenn dagegen die Ladung verdoppelt wurde, so konnte auch die Verdämmung entfallen, was allerdings nur für Angriffsminen in Frage kam, da bei den Konterminen die Galerien beschädigt wurden und belüftet werden mußten.
    Die Konterminen waren üblicherweise in einer dreifachen Reihe vom Glacisfuß bis zum gedeckten Weg gestaffelt. Sie dienten der Abwehr eines oberirdischen Angriffs über Sappen oder der Angriffsminen. Dabei war es am vorteilhaftesten, wenn die Konterminen unter den Angriffsminen zu liegen kamen; daher wurde z.B. in der Festung Graudenz ein doppelstöckiges Minensystem erbaut. Die kostspieligen Konterminen kamen nur bei den besonders exponierten Hauptangriffsseiten zur Anwendung, während sie sich bei einem hohen Grundwasserspiegel von selbst verboten. Die kürzesten Widerstandslinien bestimmten die Geometrie des Konterminensystems, also die Abstände der Öfen und Galerien voneinander. Man unterschied den Hauptminengang (Mordgang, Galérie majeur) in der Konterescarpe, Kommunikationsgalerien, Enveloppengalerien und Horchgänge am Glacisfuß. Bei ausgedehnten Konterminensystemen war auch die abschnittsweise, unterirdische Verteidigung gegen die angreifenden Mineurs eingerichtet. Längs der Galerie befanden sich vorbereitete blinde Gänge, um von diesen aus weitere Konterminen vortreiben zu können.
    Die Angriffsminen mußten stets unterirdisch vorangetrieben werden: der Abstieg erfolgte entweder über einen Brunnen oder ein Minenauge, welches in eine Galerie mündete. Der Ofen (modern: Sprengkammer) wurde stets seitwärts der Galerie angeordnet. Ofen, Galerie und Brunnen wurde mittels Stämpeln, Rahmen und Bretterverschalungen gegen das nachrutschende Erdreich gesichert. Die sogenannten Breschminen an den Escarpenmauern der Hauptumwallung ersetzten oder ergänzten den artilleristischen Angriff von der 3. Parallele.
    Der eigentliche Minenkrieg fand dann in der letzten Phase einer förmlichen Belagerung statt, also meist vom Übergang der 2. in die 3. Parallele. Überladene Minen konnte der Verteidiger nur um den Preis der Zerstörung der eigenen Galerien anwenden, eine Rücksicht, die der Angreifer nicht zu nehmen brauchte, und die ihm demzufolge letztlich das Übergewicht über den Verteidiger gab, vorausgesetzt, das Pulver war zu beschaffen. Die letzte überladene Mine vor dem Galgenfort von Schweidnitz erforderte beispielsweise 5000 Pfund oder ca. 2 ½ Tonnen Pulver (!). Die Minentrichter schufen dem Angreifer allerdings erwünschte Deckung auf dem Glacis, so daß hier weitere Minen gegen die Festung vorangetrieben werden konnten. Diese Trichter suchte der Verteidiger wiederum mit kleineren Minen zu umringen, um den großen Trichter des Angreifers und damit das Minenauge zu verschütten. Richtung und Abstand der feindlichen Galerien konnten mit den damaligen Mitteln nicht befriedigend festgestellt werden, so daß Ausfälle das beste Bild der feindlichen Absichten gaben.
    Als weitere Minenarten werden Flatterminen (Fougassen) oder Bombenminen in geringer Tiefe (weniger als 10 Fuß) zur Abwehr von Infanterie, Dampf- oder Quetschminen (Camouflets) für das Eindrücken von Minengalerien, , Demolitionsminen für Festungswerke, Gebäude und Brücken, flüchtige Minen zum Abräumen des Brescheschutts im Hauptgraben, verbundende Minen, d.h. mehre Minen die der Mineur gleichzeitig springen ließ, genannt.
    Die Konterminen einer Festung waren die Abwehr eines förmlichen Angriffs, der fast nie stattfand, wie die Kriegsgeschichte bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zeigt. Aus den Türkenkriegen kennen wir zum Beispiel die Belagerungen von Candia auf Kreta (1649) sowie Wien (1683) und dann im Gefolge der schlesischen Kriege Bergen-op-Zoom in den österreichischen Niederlanden (1747) sowie Schweidnitz in Schlesien (1762) und zuletzt, fast unbekannt, Mouzon auf der iberischen Halbinsel (1813/14). In der Literatur über den Minenkrieg werden Bergen-op-Zoom und Schweidnitz besonders detailliert behandelt, und sind somit ein weiterer Beleg für die Verschriftlichung der Militärwissenschaften im 18. Jahrhundert. Materialüberlegenheit und technisches Wissen waren im Minenkrieg ausschlaggebend.
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    Beitrag von Gardestern Mo Aug 12, 2013 9:58 pm

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    Beitrag von Gardestern Mo Aug 12, 2013 10:01 pm

    Ist jemand der Herren aus dem Forum in der Lage, die Abkürzung "S / B" bzw. "SB" die stets auf den Dienststempeln vor der Minenwerferschule bzw. vor dem Minen-Werfer-Ers.Rgt. zu finden ist, zu deuten.

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    Beitrag von Feldbahner Mo Aug 12, 2013 10:49 pm

    S/B = ?


    Selbstbehalt

    Selbstbeteiligung

    Sonderbezeichnung

    Sammelband

    Sammelbegriff

    Sammelbezeichnung

    Schadensbestimmung

    Schülerbund

    Schutzbereich

    Sonderbericht

    Sachbearbeiter[in]
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    Schaubild

    Sitzungsbericht[e]

    Sonderband
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    Beitrag von Gardestern Mo Aug 12, 2013 10:54 pm

    Danke lieber Feldbahner. Fehlt nur noch Selbstbedienung (Spaß)

    Doch das scheint mir alles nicht zutreffend zu sein.

    Hier meine Vermutung: "Soldatenbrief"

    Denn auf einem Stempel fand ich einleitend diesen Begriff in "Langschrift".

    Wer kennt Feldpost mit gleicher oder ähnlicher Stempelung?

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    Beitrag von Husaren14 Mo Aug 12, 2013 10:59 pm

    Die Abkürzung S steht beim Militär normalerweise für "Schule". Da die Minenwerfer wie die Fußartillerie in Kompanien gegliedert waren, könnte die Abkürzung S. B. bis zur Aufstellung des Regimnts auch für Schul-Batallion stehen.
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    Beitrag von Gardestern Mo Aug 12, 2013 11:30 pm

    Das geht insofern nicht auf, weil aus dem Bataillon alsbald ein Regiment wurde, aber der Stempeltext blieb gleich, obwohl für die zusätzlichem Kompanien (jede hatte einen eigenen Stempel) neue Stempel angeschafft worden sind.
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    Beitrag von Feldbahner Di Aug 13, 2013 12:08 am

    Habe dazu mal 2  Links gefunden:

    [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]

    Also der Soldatenbrief wird es sein.
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    Beitrag von Gardestern Di Aug 13, 2013 3:47 am

    Anfänglich rätselte ich tatsächlich enorm, um die Abkürzung zu entschlüsseln.

    Deshalb Danke für die bestätigenden Links.

    Ich habe im Augenblick die schöne Aufgabe, eine Sammlung von mehr als 100 Feldpostkarten aus Markendorf auswerten zu dürfen. Dabei hat sich gezeigt, daß gleichzeitig Stempel von Einheiten mit dem Vorsatz "S.B." (lateinische wie gotische Buchstaben) wie welche mit dem ausgeschriebenen Wort "Soldatenbrief" mit folgender Einheitsbezeichnung zu finden sind.

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    Beitrag von Gardestern Di Aug 13, 2013 3:49 am

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