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    Frauen dürfen studieren

    Husaren14
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    Admin


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    Beitrag von Husaren14 So Sep 30, 2012 12:39 pm

    Historisches Stichwort:
    Deutsche Frauen dürfen studieren
    Baden/Deutschland, 28.02.1900.
    Frauen im Großherzogtum Baden erhalten am 28. Februar 1900 das volle
    Immatrikulationsrecht. Bisher waren Frauen in deutschen Universitäten
    ausschließlich als Gasthörerinnen zugelassen. Nach Baden öffnen in den
    darauffolgenden Jahren auch die anderen deutschen Länder die Hochschulen
    für weibliche Studenten.

    Heute stellen Frauen knapp die Hälfte aller Studierenden in Deutschland.
    Bei den Abiturienten sind sie sogar in der Mehrzahl. Vor etwas mehr als 100
    Jahren war von höherer Frauenbildung noch kaum zu sprechen, das Studium an
    deutschen Hochschulen eine reine Männerdomäne.

    Frauen nur Gäste
    Am Ende des 19. Jahrhunderts sind Frauen in deutschen Hörsälen seltene
    Gäste. Und wenn sie dort sind, dann sind sie genau das: Gasthörerinnen. So
    studieren 1896 in Preußen 223 Frauen ohne immatrikuliert zu sein. Die
    meisten von ihnen wollen ihre Allgemeinbildung vertiefen und besuchen
    Vorlesungen der Philosophischen Fakultät.

    Nachdem sich erste Gymnasiastinnen zum Abitur angemeldet haben,
    signalisiert das badische Kultusministerium seine Bereitschaft, Frauen
    regulär zum Hochschulstudium zuzulassen. Bereits 1897 fordert
    Kultusminister Wilhelm Nokk die Gleichberechtigung für deutsche
    Abiturientinnen.
    Doch die Hochschulen sperren sich dagegen. An der Freiburger Universität
    fürchten die Professoren, immatrikulierte Studentinnen könnten dem
    wissenschaftlichen Ansehen der Universität schaden.

    Eine Männderdomäne bröckelt
    Während des Wintersemesters 1899/1900 studieren fünf Frauen an der
    Freiburger Universität als Gasthörerinnen Medizin. Eine von ihnen ist
    Johanna Kappes. Sie gehört zu den ersten Abiturientinnen Deutschlands.
    Als die Studentinnen vom Verein Frauenbildung-Frauenstudium ermuntert
    werden, für ihre Einschreibung zu kämpfen, geht Kappes als einzige das
    Wagnis ein. Die anderen befürchten, ihren Status als Gasthörerinnen an der
    Freiburger Universität zu verlieren.

    Kappes verfasst Anfang November 1899 eine Petition, die sie beim Freiburger
    Senat einreicht. Nachdem dieser ablehnt, soll das zuständige Ministerium in
    Karlsruhe entscheiden. Dieses entschließt endlich, das Frauenstudium
    einzuführen.
    Allerdings nur, wenn „seitens der Hochschulen nicht schwerwiegende Bedenken
    gegen eine solche Zulassung von Frauen zum akademischen Bürgerrecht geltend
    gemacht und begründet werden sollten“. Heidelberg stimmt zu.

    Probeweise Immatrikulation
    Die Freiburger Universität hingegen rät dringend von einem badischen
    Alleingang ab. Die Aussicht auf eine staatenübergreifende Übereinkunft in
    dieser Frage erscheint der badischen Regierung zum damaligen Zeitpunkt so
    gering, dass sie auf die Freiburger Einwände nicht eingeht.

    Am 28. Februar 1900 ist es soweit. Das Ministerium der Justiz, des Kultus
    und des Unterrichts verkündet: „Frauen, welche ein anerkanntes Reifezeugnis
    vorzulegen vermögen, sind versuchs- und probeweise zur Immatrikulation an
    den beiden Landesuniversitäten (Heidelberg und Freiburg) zugelassen.“

    Auch wenn Studentinnen an den badischen Universitäten vorerst nur
    „versuchs- und probeweise“ immatrikuliert werden, wird die Öffnung der
    Universitäten für Frauen in Zukunft nicht mehr zurückgenommen. Johanna
    Kappes und die vier weiteren Freiburger Medizinstudentinnen werden in Folge
    des Beschlusses rückwirkend für das Wintersemester eingeschrieben. Sie sind
    die ersten regulären Studentinnen im Deutschen Kaiserreich. Alle fünf
    werden später als Ärztinnen arbeiten.

    Andere Staaten ziehen nach
    Baden hat mit der Einführung des Frauenstudiums den Anfang gemacht. Es soll
    nicht lange dauern, bis andere Staaten dem Beispiel folgen. 1903
    entschließt sich Bayern, Abiturientinnen zur Immatrikulation zuzulassen.
    Ein Jahr später folgt Württemberg.

    Diese Entwicklung erhöht den Druck auf Preußen und Sachsen, zumal es deren
    Landesregierungen nicht gefällt, dass Frauen aus ihren Ländern sich fortan
    an Universitäten im Süden und Südwesten Deutschlands einschreiben. 1906
    öffnet Sachsen seine Hochschulpforten für Frauen.

    Das Frauenstudium bis heute
    Der letzte große deutsche Staat, der das Frauenstudium einführt ist
    Preußen. Dies führt zu einem sprunghaften Anstieg der Studentinnenzahlen.
    Im Wintersemester 1908/09 immatrikulieren sich 1.132 Frauen an deutschen
    Hochschulen. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, sind es schon 4.054, was
    einem Anteil von 6,7 Prozent an den Studenten insgesamt entspricht.

    Während des Ersten Weltkriegs steigt die Anzahl der studierenden Frauen
    weiter. Die meisten männlichen Studenten sind zwar offiziell
    eingeschrieben, wegen ihres Kriegsdienstes jedoch nicht in den Hörsälen. Im
    Winter 1917/18 fehlen etwa 80 Prozent von ihnen.

    Die deutsche Studentin Margarethe Sallis-Freudenthal beschreibt ihre
    Eindrücke von der Frankfurter Universität zu dieser Zeit: „(Es) war
    beklemmend, es gab nur ein paar ganz junge oder ganz alte männliche Hörer,
    der Rest waren Frauen. Und da die Frankfurter Universität eine ganz neue
    Hochschule war, war es dort noch ein bisschen leerer als anderswo.“

    Mütter brauchen kein Studium
    In den 30er und 40er Jahren versuchen die Nationalsozialisten, die Frauen
    von den Universitäten fernzuhalten. Die der Frau zugedachte Mutterrolle
    erfordert kein Studium. So wird 1934 der Anteil von Abiturientinnen, die
    ein Hochschulstudium beginnen dürfen, auf zehn Prozent begrenzt.

    Akademikermangel führt schon ein Jahr später dazu, dass die Regelung
    aufgehoben wird. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ersetzen Frauen
    zunehmend Positionen von Männern. Das wirkt sich auch auf das
    Geschlechterverhältnis an deutschen Universitäten aus. 1944 sind etwa die
    Hälfte aller Studierenden Frauen.

    Karriere ist noch immer Männersache
    Nach dem Zweiten Weltkrieg sinkt der Anteil der Frauen an den Hochschulen
    drastisch. In der Nachkriegszeit steigt er vergleichsweise langsam an. 1967
    liegt der Anteil der Studentinnen in Deutschland bei 24 Prozent, während
    Frankreich im selben Jahr schon 42 Prozent vorweisen kann. Auch alle
    anderen Länder der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft schneiden in der
    Frage der Gleichstellung von Studentinnen besser ab als Deutschland.

    Heute ist der Zugang zum Studium keine Frage des Geschlechts mehr.
    Allerdings schlagen viel weniger Frauen als Männer nach dem Studium eine
    wissenschaftliche Karriere ein. Auch Führungspositionen in der Wissenschaft
    werden weitaus häufiger von Männern besetzt, sodass in diesem Bereich von
    einer Gleichstellung noch nicht die Rede sein kann.


    verfasst von Mkl



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