von Husaren14 Sa Sep 15, 2012 9:25 am
Offizieranwärter des Heeres !
Auf euren Wegen gebe ich Euch folgende Berufs und Lebensregeln mit. Sie enthalten ewige Gültigkeit im Kriege wie im Frieden:
1. Immer Vorbild sein in allen Lebenslagen, besonders in Krisen.
2. Sobald Euch eine Truppe anvertraut ist, prüft Eure Kenntnisse mit innerer Selbstentscheidung, bevor Ihr vor Euren Leuten sprecht, wenn Ihr nicht Gefahr laufen wollt, gleich an Autorität zu verlieren.
3. Bringt alle Eure erzieherischen Eingriffe in Einklang mit Eurer eigenen mehr oder weniger vorhandenen Autorität.
4. Vermeidet einen zu scharfen Ton. Er ist meist ein Zeichen von Unsicherheit.
5. Bevor Ihr anfangt zu befehlen, seht Euch Eure Leute genau an und versucht, den Menschen in ihnen zu erkennen. Menschenkenntnis ist die Voraussetzung richtiger Menschenführung.
6. Befehle haben nur Sinn, wenn sie überzeugen.
7. Jeder Erziehungs- und Ausbildungsarbeit muß, um ihr überzeugende Kraft zu verleihen, der Zweck vorangestellt werden und die Begründung folgen, warum es so und nicht anders sein muß.
8. Haltet Kritik-Sucht von Euch fern, sie entspricht meist taktloser Überheblichkeit. Ein Recht zur Kritik hat nur der, der den Beweis erbracht hat, dass er es besser kann.
9. Hört auf erfahrene Menschen und Kameraden. Aus Zuhören und Nachsinnen könnt Ihr nur Gewinn ziehen.
10. Seid zurückhaltend in Eurem Urteil über Dinge, die Ihr nicht voll beherrscht. Ihr blamiert Euch sonst. Auch mancher Eurer Untergebenen weiß in manchen Dingen mehr als Ihr.
11. Bevor Ihr über einen Menschen urteilt, denkt immer daran, wie es einst in gleicher Lage um Euch stand.
12. Handelt stets mit Vernunft und Herz, wenn Euch kostbare Menschenleben anvertraut sind, besonders im Kriege.
13. Bewahrt Euch stets den Mut zu reinen Wahrheit.
14. Steht immer zu Eurem Wort und Eurem Handeln, auch wenn es irrtümlich war.
15. Bewahrt stets den notwendigen Abstand von Vorgesetzten und Untergebenen. Das schützt vor schwierigen Lagen.
16. Seid jederzeit offen gegen Eure Vorgesetzten, aber dabei immer taktvoll wie es dem Jüngeren grundsätzlich zukommt.
17. Lernt aus Tadel und spielt nicht den Beleidigten; das lässt mangelnde Selbstdisziplin erkennen.
18. Nützt die flüchtige Zeit der Jugend zur eigenen Selbsterziehung und Heranbildung.
19. Haltet Euren Körper dauernd in Zucht und stählt ihn planmäßig bis ins Alter. Selbstbeherrschung und Enthaltsamkeit sind männlich, Nachgiebigkeit und Sich-gehen-lassen verächtlich.
20. Achtet immer auf eigene gute Haltung und tadellosen Anzug, auch wenn Ihr nicht im Dienst seid. Die geringste Vernachlässigung wird Eurem Ansehen abträglich sein.
21. Meidet übermäßigen Alkoholgenuß, er ist meist die Ursache von Entgleisungen.
22. Macht keine Schulden; sie beeinträchtigen Euer freies Handeln und Eure Lebensfreude.
23. Seht Euch vor in Eurem Umgang. Ihr werdet nach ihm beurteilt.
24. Schärft Euren Verstand durch planmäßige Geistesarbeit auf den Gebieten der Allgemeinbildung und der Berufswissenschaften. Zeit hierzu, und wenn sie nur kurz sein kann, muß immer gefunden werden. Bildung ist geistige Disziplin. Ein ungebildeter Offizier ist nicht vollwertig.
25. Formt Eure Persönlichkeit im Studium großer Männer.
26. ………………………
Frießner
Oberst und Inspekteur des Erziehungs-
und Bildungswesen des Heeres
Berlin, den 5. April 1940
Etwas später aber treffend!
von 10. Armeekorps