Die Zentrumspartei findet ihre Darstellung in erster Linie als Zentrumsfraktion im Reichstag sowie als katholische Fraktion
Die Zentrumspartei
Gardestern- Anmeldedatum : 10.09.12
Alter : 74
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Hobbys : Geschichte, speziell Stadt- u. Garnisongeschichte
- Beitrag #1
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- Beitrag #2
Die Zentrumsfraktion
Als um 1870 die deutsche Frage im kleindeutschen Sinn entschieden wurde, also das katholische Österreich außen vor blieb, in dieser Zeit ging auch die weltliche Herrschaft des Papstes verloren (die erst 1929 mit Gründung des Vatikanstaates erneuert wurde). Eine Reaktion der Kirche darauf war die Verkündung der lehramtlichen Unfehlbarkeit des Papstes. In der Folge wuchsen insbesondere im Deutschen Reich die Widersprüche zwischen dem Staat und der katholischen Kirche, es entstand der KULTURKAMPF.
Aus dieser Lage heraus entstand am 14. Dezember 1870 die Neugründung der Zentrums-Fraktion im preuß. Abgeordnetenhaus. Führer der Bewegung waren P. Reichensperger, C. Fr. v. Savigny und Windthorst. Am 11. Jan. 1871 erließ die Partei mit Namen ZENTRUM ihren ersten Wahlaufruf für den neuen Reichstag, wo sich im Ergebnis der Wahlen am 1. März ebenfalls eine Zentrumsfraktion bildete.
Im Reichstag das Zentrum legte in der Anfangszeit eine recht zögerliche Politikvertretung an den Tag, was durch innere Querelen bedingt war. Dennoch störte die Fraktion Bismarcks Politik nicht unwesentlich als sie andere kleine Gruppierungen wie die Welfen und die Polen an sich zog.
Gerade infolge des Kulturkampfes geriet das Zentrum mehr in die Rolle einer Opposition zur Regierung.
Doch nach Ableben des in der Sache unversöhnlichen Papstes Pius IX. machte sich ab 1878 eine Entspannung zwischen Zentrum und Regierung bemerkbar. Das Zentrum, in dem rechte Elemente überwogen, hatte zwar den dringenden Wunsch nach Beseitigung des kirchlichen Notstandes, besaß aber andereseits vielerlei Schnittmengen mit der Konservativen Wirtschaftspolitik entgegen den Liberalen
Reichskanzler Fürst Bülow definierte die Partei so:
Das Zentrum ist die starke Bastion, die sich der katholische Teil des deutschen Volkes geschaffen hat, um sich gegen die Übergriffe von seiten der protestantischen Mehrzeit zu schützen.
Allerdings hat die katholische Minderheit der Gegenwart (um 1912 - H.S.) gegenüber der protestantischen Mehrheit den großen Vorteil innerer Einheit und Geschlossenheit.
Aus dieser Lage heraus entstand am 14. Dezember 1870 die Neugründung der Zentrums-Fraktion im preuß. Abgeordnetenhaus. Führer der Bewegung waren P. Reichensperger, C. Fr. v. Savigny und Windthorst. Am 11. Jan. 1871 erließ die Partei mit Namen ZENTRUM ihren ersten Wahlaufruf für den neuen Reichstag, wo sich im Ergebnis der Wahlen am 1. März ebenfalls eine Zentrumsfraktion bildete.
Im Reichstag das Zentrum legte in der Anfangszeit eine recht zögerliche Politikvertretung an den Tag, was durch innere Querelen bedingt war. Dennoch störte die Fraktion Bismarcks Politik nicht unwesentlich als sie andere kleine Gruppierungen wie die Welfen und die Polen an sich zog.
Gerade infolge des Kulturkampfes geriet das Zentrum mehr in die Rolle einer Opposition zur Regierung.
Doch nach Ableben des in der Sache unversöhnlichen Papstes Pius IX. machte sich ab 1878 eine Entspannung zwischen Zentrum und Regierung bemerkbar. Das Zentrum, in dem rechte Elemente überwogen, hatte zwar den dringenden Wunsch nach Beseitigung des kirchlichen Notstandes, besaß aber andereseits vielerlei Schnittmengen mit der Konservativen Wirtschaftspolitik entgegen den Liberalen
Reichskanzler Fürst Bülow definierte die Partei so:
Das Zentrum ist die starke Bastion, die sich der katholische Teil des deutschen Volkes geschaffen hat, um sich gegen die Übergriffe von seiten der protestantischen Mehrzeit zu schützen.
Allerdings hat die katholische Minderheit der Gegenwart (um 1912 - H.S.) gegenüber der protestantischen Mehrheit den großen Vorteil innerer Einheit und Geschlossenheit.
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- Beitrag #3
Die Katholische Fraktion
Die geistigen Ursprünge der katholischen Fraktion, welche bereits seit 1848 in der deutschen Reichsvertretung präsent war, können wie folgt zusammengefaßt werden:
Der Katholizismus ist eine Religion der Autorität. Und die Autorität stellt sich dar in der Hierarchie, die letztlich im Papstum gipfelt. Der Katholizismus ist eine festgefügte Einheit, er ist die Kirche, die ecclesia catholica, die Papstkirche. Die kirchliche Lehrgewalt verfügt naturgemäß auch über die Normen der Lehre und des Rechts, sie findet man in Schrift und Tradition. Letztlich entspringt diesem konservativen Grundzuge des Katholizismus eine bestimmte politische Auffassung vom Wesen des Staates.
Parteipolitisch nahm der Katholizismus seinen Anfang in den süddeutschen Landtagen. Hier fanden sich Gruppen von katholischen Abgeordneten zusammen, zunächst noch ohne eine eigene Partei zu bilden.
In der preußischen Nationalversammlung bildeten Peter Reichenberger und der Kirchenrechtslehrer Walter (Bonn) im Mai 1847 eine katholische Fraktion, die sich aber bald der konstituellen Rechten anschloß. Erst 1852 kam es aud Anlaß der Erlasse des Kultusministers Raumer wieder im Abgeordnetenhaus zu einem Zusammenschluß der katholischen Abgeordneten. Seit Januar 1858 nannte sich diese konfessionelle Vereinigung nach ihren Plätzen im Parlament
Fraktion des Zentrums (Kath. Fraktion)
Weiterführende Literatur
- Cramer: Bücherkunde zur Geschichte der kath. Bewegung in Deutschland. 1914
- Krueckmeyer: Zentrum und Katholizismus. 1913
- Bachem: Vorgeschichte, Politik und Geschichte der Zentrumspartei. 1927
- Kißling: Geschichte der deutschen Katholikentage. 1923
Der Katholizismus ist eine Religion der Autorität. Und die Autorität stellt sich dar in der Hierarchie, die letztlich im Papstum gipfelt. Der Katholizismus ist eine festgefügte Einheit, er ist die Kirche, die ecclesia catholica, die Papstkirche. Die kirchliche Lehrgewalt verfügt naturgemäß auch über die Normen der Lehre und des Rechts, sie findet man in Schrift und Tradition. Letztlich entspringt diesem konservativen Grundzuge des Katholizismus eine bestimmte politische Auffassung vom Wesen des Staates.
Parteipolitisch nahm der Katholizismus seinen Anfang in den süddeutschen Landtagen. Hier fanden sich Gruppen von katholischen Abgeordneten zusammen, zunächst noch ohne eine eigene Partei zu bilden.
In der preußischen Nationalversammlung bildeten Peter Reichenberger und der Kirchenrechtslehrer Walter (Bonn) im Mai 1847 eine katholische Fraktion, die sich aber bald der konstituellen Rechten anschloß. Erst 1852 kam es aud Anlaß der Erlasse des Kultusministers Raumer wieder im Abgeordnetenhaus zu einem Zusammenschluß der katholischen Abgeordneten. Seit Januar 1858 nannte sich diese konfessionelle Vereinigung nach ihren Plätzen im Parlament
Fraktion des Zentrums (Kath. Fraktion)
Weiterführende Literatur
- Cramer: Bücherkunde zur Geschichte der kath. Bewegung in Deutschland. 1914
- Krueckmeyer: Zentrum und Katholizismus. 1913
- Bachem: Vorgeschichte, Politik und Geschichte der Zentrumspartei. 1927
- Kißling: Geschichte der deutschen Katholikentage. 1923
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- Beitrag #4
Re: Die Zentrumspartei
Nach ihrem Programm von 1861 war die kath. Fraktion großdeutsch, sie wollte nicht die Einheit, sondern zunächst eine Einigung Deutschlands. Und das "auf den Grundlagen der bestehenden Rechtsverhältnisse". Sie kämpfte nicht für die Freiheit der katholischen, sondern "jeder Konfession von staatlicher Bevormundung" und "für die Verbindung der Schule mit der Kirche".
In der Fraktion selbst standen sich zwei Denkformen gegenüber. Die eine wollte keine Hervorhebung der Konfession und deshalb die Bezeichnung "Katholische Fraktion" mit dem neutralen Namen "Fraktion des Zentrum" ersetzen. Die andere dagegen wünschte ausdrücklich den katholischen Charakter deutlich hervorzuheben.
In der am 19. Mai 1862 eröffneten Session, in der das Zentrum nur schwach vertreten war, stellte Mallinckrodt den Antrag, die Zusatzbezeichnung "Kath. Fraktion" aufzugeben, um konfessionell neutraler aufzutreten. Von anderer Seite kam dagegen heftiger Widerstand. Man einigte sich schließlich als "Parlamentarische Gesellschaft", ohne eigentliches Programm, ein Zustand, der bis 1866 andauerte.
Den Kampf um den Charakter des Zentrums, ob rein konfessionell oder mehr politisch, überdauerte die Kaiserzeit. Zumindest blieb bis dahin Konsens, daß das konfessionelle Element, die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche, die Partei im Kern zusammenhielt.
In der Fraktion selbst standen sich zwei Denkformen gegenüber. Die eine wollte keine Hervorhebung der Konfession und deshalb die Bezeichnung "Katholische Fraktion" mit dem neutralen Namen "Fraktion des Zentrum" ersetzen. Die andere dagegen wünschte ausdrücklich den katholischen Charakter deutlich hervorzuheben.
In der am 19. Mai 1862 eröffneten Session, in der das Zentrum nur schwach vertreten war, stellte Mallinckrodt den Antrag, die Zusatzbezeichnung "Kath. Fraktion" aufzugeben, um konfessionell neutraler aufzutreten. Von anderer Seite kam dagegen heftiger Widerstand. Man einigte sich schließlich als "Parlamentarische Gesellschaft", ohne eigentliches Programm, ein Zustand, der bis 1866 andauerte.
Den Kampf um den Charakter des Zentrums, ob rein konfessionell oder mehr politisch, überdauerte die Kaiserzeit. Zumindest blieb bis dahin Konsens, daß das konfessionelle Element, die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche, die Partei im Kern zusammenhielt.