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    Der Reichskanzler

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    Beitrag von Gardestern Di Feb 05, 2013 10:56 pm

    Aus dem MDR-Kultursender "Figaro" vom 29.7.2012:

    In diesem Jahr steht der 124. Todestag eines umstrittenen, aber bedeutenden Landeskindes an: Otto von Bismarck. Reichseiniger, Erfinder der Krankenversicherung, Erzfeind der Sozialdemokratie und böser Kulturkämpfer - Etiketten für Bismarck gibt es viele. Otto von Bismarck wurde 1815 in Schönhausen geboren. Das Geburtshaus sprengten DDR-Behörden 1958 - aus politischen Gründen. Der erzkonservative Bismarck passte nicht ins Geschichtsbild. Unsere Heimatkunde befasst sich allerdings mit den eher unbekannten Seiten des Politstars aus der Altmark. Hier sind sechs Fakten.

    Fakt 1:
    Duell Otto von Bismarcks mit dem Mediziner Rudolf Virchow
    Ein Würstchen-Duell

    Bismarck duellierte sich gerne und häufig. Er griff sogar zur Waffe, um politischen Streit zu beenden. Selbst mit dem Mediziner Rudolf Virchow wollte sich Bismarck duellieren. Der lehnte dankend ab. Es sei denn, Bismarck wolle ein Duell mit Würstchen.

    Fakt 2:

    Die Hauptstadt des US-Bundesstaates North Dakota wurde 1873 in Bismarck umbenannt. Die Amis hofften auf deutsche Investoren. Kein Einzelfall. In den USA gibt es bis heute sieben weitere Orte mit Namen "Bismarck".

    Fakt 3:

    Bismarcks Gehirn war schwerer als das von Immanuel Kant. Das Denkorgan des Politikers brachte 1.807 Gramm auf die Waage, das des Philosophen 1.650 Gramm. Aber auch für Gehirne gilt: Es kommt nicht auf die Größe an.

    Fakt 4:
    Bismarck isst Bismarck-Hering
    Tatsächlich nach ihm benannt: der Bismarck-Hering

    Der Bismarck-Hering ist wirklich nach Bismarck benannt. Eine Stralsunder Fischersfrau erfand das Rezept und schickte dem Reichskanzler eine Probe. Dem schmeckte es und er erlaubte den Namen "Bismarck-Hering".

    Fakt 5:

    Der Magdeburger Eduard Kullmann wollte Bismarck ermorden. Sein Motiv war Bismarcks Kampf gegen die Katholiken. Über den Anschlag klagte Bismarck trocken: "Ausgerechnet ein Landsmann!"

    Fakt 6:

    Anfang 2012 tauchte überraschend eine Aufnahme von Bismarcks Stimme auf. Sie entstand 1889. Unglaublich auch der Inhalt: Bismarck zitiert unter anderem die französischen Hymne - obwohl er das Land als sogenannten "Erbfeind" bekämpfte.

    Bonusfakt:

    Bismarcks Grabstein-Inschrift ist eine posthume Rache an Kaiser Wilhelm II. Bismarck und der forsche Wilhelm konnten einander überhaupt nicht leiden. Deshalb quittierte Bismarck auch den Job als Reichskanzler. Die selbstgewählte Grabinschrift lautet daher ausdrücklich nur: "Ein treuer deutscher Diener des Kaisers Wilhelm I.".
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    Beitrag von Gardestern Di Feb 05, 2013 11:06 pm

    Ebenfalls aus dem MDR:


    Otto von Bismarck


    (1815-1898)

    Otto von Bismarck kam am 1. April 1815 als viertes Kind einer alteingesessenen Adelsfamilie der Altmark im preußischen Schönhausen auf die Welt. Er studierte in Göttingen und Berlin Jura und arbeitete bis 1839 an Gerichten in Aachen und Berlin. Nachdem er dort seinen Dienst quittiert hatte, beschäftigte er sich zunächst mit der Verwaltung der pommerschen Güter Kniephof, Külz und Jarchelin.

    1846, nach dem Tod des Vaters, siedelte Bismarck nach Schönhausen über. Reisen durch Süddeutschland, England, Frankreich, Italien und die Schweiz führten ihm die schwierige politische Situation in Europa nach den Befreiungskriegen 1813, dem Wiener Kongress 1815 und der Julirevolution 1830 vor Augen. So ergriff er, nachdem er bereits im Juli 1846 zum stellvertretenden Abgeordneten in den sächsischen Provinziallandtag gewählt worden war, als nachgerücktes Mitglied in den Vereinigten Preußischen Landtag, das Wort zu der Diskussion "1813 - Befreiungs- oder Freiheitskriege?". Damit etablierte er sich in der politischen Öffentlichkeit als Konservativer auf der äußersten Rechten des politischen Spektrums.

    Die Revolution 1848/49 bremste nur scheinbar die politische Karriere Bismarcks. Schon von Beginn an stellte er sich auf die Seite der preußischen Monarchie. Die Einführung des Dreiklassenwahlrechts sicherte Bismarck einen Platz im Abgeordnetenhaus. Er verpachtete Schönhausen und zog nach Berlin. Bereits zu diesem Zeitpunkt bestand er darauf, dass Preußen die zentrale Rolle im zukünftigen Deutschland zu spielen habe. Er sprach sich gegen eine Ausdehnung über die Grenzen des Deutschen Bundes und des Alten Reiches, und damit auch gegen Österreich aus. Besonders die Monarchen der Mittelstaaten schlossen sich im Laufe des Frühjahrs 1850 mit dem Ziel zusammen, eine nationalstaatliche Einigung unter Einschluss Österreichs zu erzielen und so einer Hegemonie Preußens entgegen zu wirken.

    Preußen und Bismarck verfolgten jedoch beharrlich ihren Weg. Wahlen wurden angesetzt, die in denjenigen Staaten stattfinden sollten, die der preußischen Union treu geblieben waren. Das so genannte Unionsparlament trat in Erfurt zusammen. Otto von Bismarck, obgleich Gegner der Unionspläne, wurde in das Parlament gewählt. Preußens Versuch einer Einigung scheiterte jedoch, der Bundestag in Frankfurt wurde restauriert und tagte im Sommer 1851 wieder vollständig. Bismarck berief man an die preußische Gesandtschaft beim Bundestag in Frankfurt und im Juli ernannte man ihn zum Bundestagsabgeordneten. Diese Aufgaben hatte Bismarck bis zum Januar 1859 inne, danach war er zunächst Gesandter in St. Petersburg, ab Mai 1862 in Paris.

    Währenddessen hatte sich in Preußen die politische Landschaft verändert. Wilhelm I. übernahm die Regierungsgeschäfte von Friedrich Wilhelm IV. Auseinandersetzungen im preußischen Parlament über die Heeresreform, die haushaltsrechtliche Verfügungsgewalt des Parlamentes über das Heer sowie einen Verfassungskonflikt führten zu innenpolitischen Turbulenzen. Bismarck, aus Paris nach Berlin zurückbeordert, tat sein übriges, um die Stimmung anzuheizen. Nachdem ihn der preußische König zum Ministerpräsidenten ernannt hatte, vereinte er auch den Vorsitz im Staatsministerium und die Funktion des Außenministers auf sich.

    Die folgenden Jahre schienen unter dem Primat der Außenpolitik zu stehen, wobei Bismarck die innenpolitischen Konsequenzen wohlwollend und berechnend in Kauf nahm. Dem deutsch-dänischen Krieg 1864 folgte 1866 der deutsch-österreichische Krieg, der in einer einzigen Schlacht bei Königgrätz entschieden wurde und die Vormachtstellung Preußens im nord- und mitteldeutschen Raum einschließlich der nun annektierten Herzogtümer Schleswig-Holstein bedeutete. Im Prager Friedensvertrag vom August 1866 einigten sich Preußen und Österreich: Österreich hatte Venetien abzutreten, erkannte die Auflösung des deutschen Bundes an und stimmte der Neuordnung Deutschlands unter Ausschluss der Habsburgermonarchie zu.

    Der Norddeutsche Bund wurde gegründet, dem sich 17 norddeutsche Staaten anschlossen. Auch der Zollverein konnte in seiner bisherigen Form nicht bestehen bleiben. Der neue Zollvereinsvertrag, dem nun auch die süddeutschen Staaten angehörten, trat am 1. Januar 1868 in Kraft. Auf zollpolitischem Gebiet nahm er den Nationalstaat vorweg.

    Im Juli 1870 verschlechterte sich das ohnehin schon gespannte Verhältnis zwischen Frankreich und Preußen. Erbprinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen war von spanischen Militärs als Nachfolger für die vertriebene Königin Isabella designiert worden. Frankreich und Napoleon III. empörten sich über diesen Plan und empfanden ihn als Bedrohung für das eigene Land, obwohl Preußen in dieser Angelegenheit nicht offiziell aufgetreten war. Der Vater des Erbprinzen gab, nach den französischen Protesten, den Verzicht seines Sohnes bekannt. Dennoch bestand die französische Regierung auf einer Garantieerklärung, die beinhalten sollte, dass Preußen künftig keine Kandidatur eines Hohenzollern in Spanien unterstützen werde. Die Emser Depesche, eine Erklärung des preußischen Königs, von Bismarck redigiert und stark gekürzt in der Presse wiedergegeben, war der endgültige Anlass für die französische Regierung, Preußen den Krieg zu erklären.

    Die Schlacht bei Sedan am 2. September 1870, bei der Napoleon III. gefangen genommen wurde und die Truppen kapitulierten, war für das französische Heer der Anfang vom Ende. Noch vor der offiziellen französischen Kapitulation am 28. Januar 1871 ließ sich der preußische König Wilhelm I. im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles als Kaiser der Deutschen einsetzen. Die Verfassung des Deutschen Reiches sah einen Kaiser und Kanzler, einen Reichstag und einen Bundesrat vor. Der Kanzler war zugleich Ministerpräsident Preußens, das mit zwei Dritteln der Fläche und Bevölkerung die stärkste Wirtschaftskraft und das größte politische Gewicht darstellte. Erster Reichskanzler war Otto von Bismarck, der so für die nächsten 19 Jahre im Zentrum der Macht stehen sollte.

    Als Außenpolitiker bestand Bismarck schon 1871 darauf, dass das Reich seine endgültigen Grenzen erreicht habe. Im Konzert der Mächte war er fortan immer um ein Gleichgewicht und um Kriegsvermeidung bemüht. Innenpolitisch setzte Bismarck nicht so sehr auf die Balance zwischen den gesellschaftlichen Gruppen, als darauf, diese zu seinen Zwecken zu instrumentalisieren. Drängenden sozialen Probleme und das damit verbundene Erstarken der Sozialisten regelte Bismarck mit dem Gesetz "gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" von 1878. Aber auch mit einer positiven staatlichen Sozialpolitik versuchte er die Arbeiter für sich zu gewinnen. Die Sozialgesetzgebung mit dem Unfall- und dem Krankenversicherungsgesetz von 1883/84 und dem Alters- und Invalidengesetz von 1889 war die modernste ihrer Zeit.

    1888 verstarb Kaiser Wilhelm I., ihm folgte für 99 Tage Friedrich III. auf den Thron. Das Verhältnis zwischen Wilhelm II. und Bismarck stand jedoch von Beginn unter einem ungünstigen Stern und der Reichskanzler bat am 18. März 1890 um seine Entlassung. Obwohl Bismarck sich nach Friedrichsruh und damit aus dem politischen Tagesgeschäft zurückgezogen hatte, riss die Diskussion um seine Person nicht ab.

    Am 30. Juli 1898 starb Otto von Bismarck in Friedrichsruh.

    Zuletzt aktualisiert: 18. Oktober 2010
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    Beitrag von Gardestern Mi Feb 06, 2013 2:59 am

    Heute, am 6. Februar, vor 125 Jahren prägte Bismarck den markanten Satz:

    „Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt!”
    ,

    der aber zumeist aus dem inhaltlichen Zusammenhang herausgerissen wird.

    Der folgende Text ist ein Auszug aus einer der berühmtesten Reden Bismarcks. „Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt!“ – dieses Zitat feierten und riefen sich deutsche Nationalisten ad nauseam in Erinnerung. Doch tatsächlich kommt diese bewegende Formulierung ganz am Ende der Rede und ihr geht Bismarcks Erklärung voran, dass das deutsche Reich, eine „gesättigte Nation“, es vermeiden müsse, in gefährliche Koalitionen und Konflikte verwickelt zu werden. Außerdem folgt auf die berühmte Äußerung eine, die von den meisten Deutschen ignoriert wurde: „[U]nd die Gottesfurcht ist es schon, die uns den Frieden lieben und pflegen lässt.“ Es handelte sich hierbei um Bismarcks letzte große Reichstagsrede zur Außenpolitik vor seiner Entlassung im März 1890.
    (http://www.germanhistorydocs.ghi-dc.org/sub_document.cfm?document_id=1865&language=german)

    [ . . . ] vor weiteren Verwickelungen, deren Koalitionsergebnisse niemand vorher beurteilen kann, daß dieser Zustand ein permanenter ist bei uns, und daß wir uns darauf ein für allemal einrichten müssen: wir müssen, unabhängig von der augenblicklichen Lage, so stark sein, daß wir mit dem Selbstgefühl einer großen Nation, die unter Umständen stark genug ist, ihre Geschicke in ihre eigene Hand zu nehmen, auch gegen jede Koalition –

    (Bravo!)

    mit dem Selbstvertrauen und mit dem Gottvertrauen, welches die eigene Macht verleiht und die Gerechtigkeit der Sache, die immer auf deutscher Seite bleiben wird nach der Sorge der Regierung –, daß wir damit jeder Eventualität entgegensehen können und mit Ruhe entgegensehen können.

    (Bravo!)

    Wir müssen, kurz und gut, in diesen Zeiten so stark sein, wie wir irgend können, und wir haben die Möglichkeit, stärker zu sein als irgend eine Nation von gleicher Kopfstärke in der Welt;

    (Bravo!)

    – ich komme darauf noch zurück –, es wäre ein Vergehen, wenn wir sie nicht benutzten. Sollten wir unsere Wehrkraft nicht brauchen, so brauchen wir sie ja nicht zu rufen. Es handelt sich nur um die eine nicht sehr starke Geldfrage, – nicht sehr starke, wenn ich beiläufig erwähne – ich habe keine Neigung, auf die finanziellen und militärischen Ziffern einzugehen –, daß Frankreich in den letzten Jahren 3 Milliarden auf die Verbesserung seiner Streitkräfte verwandt hat, wir kaum 1½ mit Einschluß dessen, was wir Ihnen jetzt zumuten.

    (Hört, hört! rechts.)

    Indessen ich überlasse es dem Herrn Kriegsminister und den Vertretern der Finanzabteilung, das auszuführen.

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