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    Beitrag von Gardestern Do Jan 17, 2013 3:09 am

    Die beiden Borsig


    "Zwei Träger dieses Namens sind die Zierden, der Ruhm und der Stolz der deutschen Eisentechnik, des deutschen Lokomotiven- und Maschinenbaues:

    August Borsig, der Vater, "der alte Borsig", und Albert Borsig, der Sohn, gewöhnlich der "junge Borsig" genannt.

    August Borsig, der Vater, kam mich Jahre 1824 als Zimmergeselle nach Berlin, um sich hier als strebsamer junger Handwerker im Gewerbe-Institut in der Baukunst auszubilden. Aber nach 1 1/2 Jahren wurde er aus der Schule ausgewiesen, weil ihm bei siner einseitigen Vorliebe für das Erlernen der Maschinenlehre das Verständnis für die Chemie fehlte. Auch für den Militärdienst wurde der ungewöhnlich kräftige junge Mann nicht tauglich befunden "wegen zu dicken Halses", der für die vorschriftsmäßige Kragenbreite der Uniform zu kurz war.

    Die Eisenindustrie war zu jener Zeit in Berlin kaum über den Anfang der Entwicklung hinausgekommen. Neben der königlichen Eisengießerei, welche 1803 angelegt und 1821 durch die Ausführung des Siegesdenkmals auf dem Kreuzberge ihre Leistungsfähigkeit bewiesen, hatte Engells in den zwanziger Jahren eine Maschinenbauanstalt und die "neue Berliner Eisengießerei" gegründet. Sie hatte vollauf zu tun, als Borsigim Herbste 1825 mit gründlichen Kenntnissen und flammender Begeisterung für den Maschinenbau als schlichter Maschinenbauer in dieselbe eintrat. Er erlernte von Grund auf den praktischen Maschinenbau, arbeitete in der Gießerei, zeichnete viele Entwürfe, wurde Monteur, Werkführer, Faktor udn endlich beim Geschäft beteiligter Leiter...

    Mit seinem ersparten Vermögen und dem geliehenen Kapitale gründete nun Borsig im jahre 1837 eine Maschinenbauanstalt vor dem Oranienburger Tore in Berlin. Die ersten Maschinen wurden in Bretterschuppen gebaut, die dazu nötigen Dreh- und Bohrwerke durch ein Fußwerk getrieben; die Zahl aller Arbeiter betrug anfangs kaum 50. Bald war jedoch der Bau der Eisengießerei beendet und die erste Dampfmaschine zu deren Betrieb aufgestellt. Im Anfange lieferte die Fabrik Eisengußwaren aller Art, vorzugsweise Dampfmaschinen.

    Der deutsche Lokomotivbau hatte zur Zeit, als Borsig seine Maschinenbauanstalt eröffnete, den beschwerlichsten Wettkampf mit den Auslande zu bestehen, wo Erfahrungen, die reichsten Geldhilfsmittel, die besten Rohstoffe zu billigsten Preisen zur Verfügung standen, und wie gewöhnlich genoß das Ausland in unserer deutschen Heimat ein größeres Vertrauen. Bis zum Jahre 1846 waren auf deutschen Eisenbahnen fast nur ausländische, namentlich englische und amerikanische Lokomotiven im Gebrauch.

    Unter solchen Umständen mußte das Unternehmen, den Lokomotivenbau bei uns heimisch zu machen, als ein sehr gewagtes erscheinen. Es gehörte ein nicht gewöhnlicher Mut und Scharfblick, eine unbeugsame Ausdauer dazu. August Borsig besaß diese Eigenschaften in hohem Maße. Die erste Lokomotive, zu deren Vollendung er ein Jahr brauchte, verließ im Jahre 1841 die Werkstätten, die hundertste 1846, fünfhundertste 1854, also in seinem Todesjahre... So wurde der schlichte Zimmergeselle Borsig der Schöpfer einer neuen Industrie."

    (Aus einem Schulbuch von 1905)
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    Beitrag von Gardestern Do Jan 17, 2013 3:10 am

    Albert Borsig war 25 Jahre alt, als er 1854 nach dem Tode des Vaters als einziger Sohn die Erbschaft der weit verzweigten industriellen Anlagen antrat. Seine Erziehung und Bildung entsprachen den reichen Vermögensverhältnissen, der tüchtigen Erziehung und dem arbeitssamen Bürgersinn des vortrefflichen Vaters; die Mutter, eine Frau von bescheidener Einfachheit, Anspruchslosigkeit und Herzensgüte, ahtte den einzigen Liebling ihres Herzens nicht verwöhnt und verzärtelt.

    Albert Borsig hat die Hinterlassenschaft des Vaters mit Liebe angetreten, alles ging in dem bisherigen Geleise unverändert und stetig vorwärts. Der vermehrte Eisenbahnverkehr führte den Maschinenbauanstalten zahlreiche Aufträge zu; der Lokomotivbau gehörte zum eigentlichen Hauptfach der Borsigschen Werkstätten. Der junge Borsig hatte im Jahre 1855 hundertdreizehn und 1857 gar hundertdreißig Lokomotiven fertig hergestellt. Die 600. Lokomotive erhielt 1855 auf der Pariser Weltausstellung die große Goldene Medaille. Nach kaum 12 Jahren , am 2.März 1867, war die zweitausendste, und am Todestage Albert Borsigs waren etwa dreitausendsiebenhundert Lokomotiven aus den Werkstätten hervorgegangen. Doch sind es nicht Lokomotiven allein, die in den Borsigschen Anstalten gebaut werden, auch Brücken, Dächer, Kuppeln, Maschinen und Geräte sind hier fort und fort in Arbeit...

    Der "junge Borsig" setzte die Arbeit beharrlich fort, legte Hochöfen an, Hütten-Eisenwerke, eine weit ausgedehnte Arbeiterstadt, eine Fabrikansiedlung, welchen den Namen Borsigfelde erhielt. Im Oktober 1870 siedelt 400 - 500 Arbeiter dorthin über. Alle Bedürfnisse derselben finden hier Befriedigung, wie kaum in einer größeren Stadt, keine Einrichtung zum Wohl für Leib und Seele fehlt hier. So kam es, daß selbst in trüben Zeiten das Verhältnis zwischen Arbeiter und Arbeitnehmer immer ein vertrauensvolles war...

    Leider war beiden Borsig kein langes Leben vergönnt. Wie der Vater, so ist auch der Sohn in den besten Mannesjahren aus dem Leben geschieden. Er starb am 9. April 1878, noch nicht 49 Jahre alt...
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    Beitrag von Husaren14 Fr Jan 18, 2013 1:31 pm

    Die erste Borsig-Lok


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