Wissen ist Macht, nichts wissen macht nichts?

Es ist für mich immer wieder erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit sich manche Kameraden anmaßen, andere Kameraden hinsichtlich deren vermeintlich unkorrekter Umsetzung von Reglements und Vorschriften belehren zu wollen, ohne jedoch selbst wirklich die entsprechenden Festlegungen zu kennen.

Ich bewegte mich kürzlich in einer feldlagermäßigen Ortsunterkunft (die wieder einmal fälschlich als Biwak bezeichnet wurde)in einem Dorf (Schloßpark). Der Dienstbetrieb hatte eh noch nicht begonnen und ein Teil der Truppen war noch bei Aufbau bzw. Beziehen der Unterkünfte. Dabei trug ich den kleinen Dienstanzug und hatte meinen Degen noch fortgelassen.
Ein Kamerad, der in der Szene eigentlich für seine demonstrativ zur Schau getragene Reglementstreue bekannt ist, begegnete mir angesichts des fehlenden Degens mit den Worten:"Ah, der Mann ohne Ehre." Ich habe darauf gar nicht reagiert.

Was sollte das? Ist das Borniertheit oder Unwissenheit? Doch bekanntlich schützt ja Letztere nicht vor Strafe.
Diesem Kameraden empfehle ich mal wieder einen Blick in die Offizierbekleidungsvorschrift. Im Abschnitt A II, wird er unter Ziffer 28a,2., die Begründung finden, warum ich meinen Degen fortgelassen hatte.

Vielleicht sollte er bei der Planung seines nächstens Lehrgangs auch mal wieder die Thematik "Bekleidungsordnungen und -vorschriften" aufnehmen. Bisher war ich der Auffassung- Lehrgänge sollten uns helfen, unser Wissen sowie unsere Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Darstellung zu vervollkommnen.

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Wie man auf dem obigen Bild sehen kann: Alles ist möglich!

Die Situation, die Herr Oberstleutnant beschreiben, scheint mir ziemlich konstruiert. Auch ein nicht zur übenden Truppe gehöriger Offizier, der sich als Beobachter ins Manövergebiet begibt, ist im Dienst! Nur für den sicher seltenen Fall, daß keine dienstliche Veranlassung gegeben ist, der Offizier also "außer Dienst" ist, kann er den Degen weglassen.

Ich finde, wir sollten uns am Regelfall und nicht an den seltenen Ausnahmen orientieren. Dies führt, wie man sieht, nur zu unnötigen Mißverständnissen und Verstimmungen!

Dazu habe ich keine andere Meinung. Besagten Regelfall und die Regeln finden wir eben in den Reglements und Vorschriften, also auch in der Bekleidungsvorschrift für Offiziere, Sanitätsoffiziere und Veterinäroffiziere des Königlich Preußischen Heeres. Der Fall ist keineswegs konstruiert, sondern so vorgekommen.

Im Rahmen meiner Vorbereitung auf den Lehrgang "Exerzieren in der geschlossenen Ordnung" habe ich eine Reihe aktueller Veranstaltungsfotos ausgewertet. Dabei habe ich leider festgestellt, das zwar der korrekten Anzugsordnung die gebührende Aufmerksamkeit gezollt wird, mit den Festlegungen der Exerzierreglements und auch der Garnisondienstvorschrift dagegen oft nach dem Motto "Alte Männer wissen schon" verfahren wird.

Nichts zu wissen, scheint eben wirklich Manchem nichts auszumachen.