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    Waffenreinigung

    Husaren14
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    Beitrag von Husaren14 Di Sep 11, 2012 11:34 am

    DIE BRAUT DES SOLDATEN - WAFFENREINIGUNG

    Bei der Waffenpflege führte das Militär einen Zweifrontenkrieg gegen Rost und unsachgemäße oder übereifrige Pflegemaßnahmen bei der Truppe. Auch wenn die ganze Waffe betroffen war, litt die eigentliche Problemzone - der Lauf - am Meisten.

    Schon immer wurden die Läufe mit Wischstöcken gereinigt. Kurz vor Einführung des G 88 kam als zusatzliches Reinigungsgerät der Wischstrick zur Einführung, den die Mannschaften im Tornister oder den Packtaschen mitführten. Dies erleichterte und beschleunigte das Waffenreinigen im Feld erheblich, da nur eine begrenzte Anzahl von Wischstöcken bei der Gefechtsbagage vorhanden war.

    1893 wurde der stählerne Wischstock eingeführt. In der Garnison durften Waffen künftig nur noch mit dem Wischstock 93 gereinigt werden. Sie wurden dazu in ein Reinigungslager eingespannt und mit einer Hilfskammer zur exakten Führung des Wischstockes versehen. Nachdem die Wischstricke ausschließlich an Truppen abgegeben wurden, die den Karabiner führten, wurde für das Gewehr 98 ein dreiteiliger, zusammenschraubbarer Wischstock für den Feldgebrauch eingeführt.

    Die bis 1918 verwendeten Reinigungs- und Konservierungsmittel hatten allesamt gravierende Nachteile. Zum Teil bildeten sie unter Lichteinwirkung saure Abbauprodukte, die den Rostfraß begünstigten, zum Teil neigten sie zur Verharzung, was die Mechanik ungünstig beeinflusste. Schwer gängige oder blockierte Abzugsgruppen waren die Folge.

    Die Reinigung der Läufe war genau geregelt. Geputzt wurde mit geölten, später gefetteten Wergpolstern, die mehrfach gewechselt wurden. Bei der Inspektion des gereinigten Gewehrs mußte der letzte, saubere Wergstreifen vorgezeigt werden. Mit ungefettetem Wergpolster wurde nur vor dem Schießen und zur Besichtigung durchgezogen. Beim Reinigen mußte grundsätzlich der Mündungsschoner aufgesetzt werden, um ein Aufweiten der Mündung zu verhindern. Nach dem Schießen wurde die Reinigung über mehrere Tage wiederholt, um auch die letzten agressiven Niederschläge zu entfernen. Folglich wurden die Gewehre bis zu 300mal im Jahr gereinigt, was nicht ohne Folgen bleiben konnte. Ein Gewehrlauf verkraftet bis zu 30.000 Schuß, bevor er so stark abgenutzt ist, dass die Präzision leidet. Im Truppengebrauch beim kaiserlichen Heere mußten die Gewehre allerdings bereits nach 12 Jahren (ca. 2400 Schuß)ausgemustert werden, weil sie für das Schulschießen nicht mehr brauchbar waren.

    Höhepunkt der Waffenpflege war die "Herbstreinigung" im September jeden Jahres, bei der die Waffen komlett zerlegt und neu eingefettet wurden. Alle zwei Jahre mußte abgegriffene Brünierung nachgebessert werden. Nach Abschluß der Herbstreinigung wurden die Waffen mit drei Schuß auf 150 m neu angeschossen. Dabei durfte die Höhen- und Seitenstreuung nicht größer als 20 cm (Karabiner 25 cm) sein.

    Trotz regelmäßiger Waffenreinigung waren die Gewehre bei vielen Regimentern in einem katastrophalen Zustand. Fehler und Nachlässigkeiten bei der Laufreinigung führten zu spindelförmigen Aufreibungen und Mündungsvorweite. In Bayern wurde bei einer außerplanmäßigen Waffeninspektion im Jahre 1909 festgestellt, dass ein großer Prozentsatz der Gewehre bereits nach sechsjähriger Nutzungsdauer auszusondern waren:

    Leibregiment 31,12 %
    1. Inf. Rgt. 32,72 %
    3. Inf. Rgt. 8,33 %
    12. Inf. Rgt. 15,48 %
    1. Jägerbat. 82,09 %

    Bemerkenswert ist noch: wenn ein Gewehr besonders stark vernachlässigt war, handelte es sich beim Gewehrträger entweder um einen Unteroffizier, Fähnrich, Fahnenjunker, Einjährigen oder Offiziersburschen. Dies dürfte wohl darauf zurückzuführen sein, dass diese ihre Gewehre nicht selbst reinigten.

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