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    Dienstunterricht

    Gardestern
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    Anmeldedatum : 10.09.12
    Alter : 73
    Ort : Jüterbog
    Hobbys : Geschichte, speziell Stadt- u. Garnisongeschichte

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    Beitrag von Gardestern Mo März 25, 2013 7:52 pm

    Aus Herbert Böckmann u. Johann Ernst v. Gal: „Vom alten deutschen Heer“:

    Dienstunterricht

    Eine einzigartige Schulstunde. Im Dezember 7 Uhr früh. Die ärarisch-fiskalische Petroliumfunzel der großen Kasernenstube beleuchtete die 60 oder 80 Rekruten, die da mit blanken Augen und vom Wasserbad glänzenden Scheiteln auf den Schemeln saßen, die genau wie die Halsbinde noch ein Überrest aus der Zeit Friedrich Wilhelms des Soldatenkönigs waren. Davor der junge Leutnant, selbst kaum der Schulstube entsprungen. Lehrer sein ist Gottesgabe, mancher lernt’s nie, manchem ist’s angeboren. Die Hauptsache ist, daß der, der lehrt, auch mit dem Herzen dabei ist, nicht nur mit Verstand und Wissen, denn nur dann gelingt es ihm, die Seelen zu packen. Jeder nach seiner Art, aber ohne Herz ging’s nicht und wird es niemals gehen. Unterricht muß Freude machen, sonst taugt er nichts. Freude aber bringt der Humor! Ja, es gab manches zu lachen in solcher Unterrichtsstunde, und es war klar, daß die, die vom Büroschemel oder aus dem Geschäft kamen, oft lachten über die Antworten derer, die bei Vaters Pferden oder beim Meister gewesen.
    Wenn’s aber dann hinausging in die Heide, in den Bergwald voller Morgenfrische, dann wandelte sich das Blatt. Dann waren die die Besten, die gewöhnt waren, mit Spaten und Axt umzugehen. Und wenn abends Putzstunde war, dann ging wieder denen die Arbeit leicht von der Hand, die im Handwerk geübt waren. Aber die, die still und vielleicht etwas schwer all das Neue aufnahmen, das waren nachher die besten Soldaten.

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