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    fürs Sommerloch

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    Beitrag von Feldbahner Di Jul 14, 2015 6:28 am

    Man hat schon sehr viel im Leben mitgemacht, aber mitten in einer Superzelle (Tornado) zu sein, so was hatte ich noch nicht erlebt. Am letzten Dienstag so gegen 19,45 Uhr (so ungefähr) zog bei uns in Schiepzig (Salzmünde) ein Gewitter auf. Weil es windig wurde hatte ich noch das Fenster in der Schlafstube zugemacht. Die Balkontür war noch auf. Auf einmal ging es los. Meine Frau schrie gleich los ich sollte sofort kommen. Mit aller Macht habe ich mich noch gegen die Balkontür gestemmt und sie festgehalten. Draußen war die Hölle los. Das ganze Fenster bebte. Ich konnte noch nicht einmal mehr die Balkonbrüstung sehen. Als der Spuk nach wenigen Minuten vorbei war, war das ganze Dorf unterwegs um die Schäden zu sichten. Große Wassermassen kamen von den Äckern die Straße herunter geflossen. Ich bin mit meinem Sohn Alexander in das Tiefgarage gerannt um die Autos zu retten. Auf Platz 37 (im Foto) stand noch paar Minuten vorher mein Auto und mein Transporter. Im Auto ist etwas Wasser, aber es geht noch. Klatschnass sind wir alle mit einem blauen Auge davon gekommen. Soviel wie ich bis jetzt weiß gab es bei uns im Dorf keine Personenschäden. Erwischt hat es: Teile vom Saalekreis und Halle.

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    und hier auf Platz 37 stand noch kurz vorher der T4 und mein Audi. Für das Foto stehe ich gerade bis zum Knien im Wasser.

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    Nachdem wir die Autos im Parkhaus gerettet haben, habe ich den Fotoapparat geholt um einige Sachen zu dokumentieren. Helfen konnte ich nirgendwo. Es gab ja zum Glück keine Personenschäden. Nur unsere Landarzt im Nachbarhaus hatte etwas zu tun ein paar Schnittwunden zu versorgen. Ich selbst wohne in einem Mietshaus. Bei uns war nur etwas Wasser im Keller und ein paar Dachziegel fehlen.

    Ein Bild einer Großstadt !!!

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    Bildquelle TV Halle

    Unsere 2 Blumenkästen werden sicherlich irgendwo im Dorf oder auf dem Acker liegen. Ist aber verschmerzbar.
    Der Baum neben unserem Haus hat es, wie viele andere im Ort, nicht überstanden.

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    Alexander und ich beschlossen dann sofort nach Ostrau zu fahren (das ist da wo das Feldbahnmaterial steht) um zu gucken ob die Superzelle auch dort zugeschlagen hat. Mit meinem Audi oder Alexander seinem Auto zu fahren ging nicht, denn beide standen noch in der Tiefgarage auf einem höher liegenden Platz. Rausfahren konnten wir nicht, weil das Gitterrolltor ohne Strom sich nicht öffnen ließ. Also haben wir das kleine Auto von meiner Schwiegertochteranwärterin genommen welches draußen knapp neben einem umgestürzten Baum stand. Wir versuchten erst einmal in Richtung Halle / Lettin zu fahren. Am total zerlegten Gewerbegebiet vorbei bis zum Ortseingang von Halle / Lettin.

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    Hier ging nichts mehr. Lettin hat schwere Schäden davon getragen. Also wieder slalom um umgestürzte Bäume zurück bis zum Gewerbegebiet und dann in Richtung Halle Dölau. Auch in Dölau sah es schlimm aus. Bäume lagen auf Autos und viele Dächer waren abgedeckt. Alles war wie in einem Horrorfilm. Da es ja keinen Strom mehr gab bevölkerten mit Taschenlampen viele Menschen die Straßen und das  mit zum Teil verzweifelten Gesichtern. Auch die Tankstelle in Dölau hat es erwischt. Schlimm, schlimm.
    Für Ortskundige, hinter dem VW Autohaus war alles wieder normal. Hier lagen zwar nur noch ein paar Zweige von den Bäumen auf der Straße, aber das ist bei jedem Sturm so. Wir waren also raus aus dem ehemaligen Tornadocentrum. Über Halle Neustadt, wo die Leute wie immer auf der Straße nicht von dem ahnten was 5 km weiter nördlicher stattgefunden hat, spazieren gingen, sind wir durch Halle wieder Richtung Norden gefahren. Kurz vor der Endhaltestelle Trotha war wieder alles gesperrt. Hier lagen die Bäume auf der Straße und eine Straßenbahn war entgleist. Hier ist der Tornado also auch langgezogen. In Sennewitz war alles wieder normal. Auch in Ostrau war zum Glück nichts. Auf dem Hinweg hatten wir noch in Richtung Mansfelder Land, das Gewitter war noch nicht ganz vorbei, einen kleinen Tornado  gesehen. Dort waren auch laut Nachrichten sehr viele Schäden.

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    Wie geschrieben, alles war wie in einem schlechten Film den ich nicht noch einmal angucken möchte.
    Bei uns sind nun große Aufräumarbeiten angesagt. Es gehen immer noch irgendwo irgendwelche Sirenen der Feuerwehr an und überall hört man Motorsägen.
    Zum Schluss noch ein Foto von Gottlieb Daimler ( der gute Mann heißt wirklich so)  aus der Sicht vom Rannischen Platz, also der Halleschen Innenstadt

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    Ich hoffe ich habe euch nicht damit gelangweilt. Langweilig war es bei uns jedenfalls nicht.
    Manch einer fragt ob ich da Angst hatte. Ganz ehrlich, überhaupt nicht. In solchen Situationen hat man die auch nicht. Man hat nur Sorge das alles heil überstanden wird.
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    Beitrag von Gardestern Di Jul 14, 2015 9:30 pm

    Ich bin ja nur rund 100 km weg vom Ort des Geschehens und hörte davon in den Nachrichten. Doch daß es Euch so derb erwischt hat, wußte ich nicht. Ähnlich war es beim vorletzten Elbhochwasser. Da habe ich mit meinem Robur drei Tage Sandsäcke gefahren als ich mitbekommen hatte wie schlimm es den Nachbarn geht.

    Gottes Hand scheint doch recht zittrig zu sein, wenn Glück und Elend auf dieser Erde verteilt wird. Während wir hier schauen, in welchem Supermarkt die Wurst am günstigsten ist, gehen in Athen Rentner in den Freitod, werden in Odessa Leute lebendigen Leibes verbrannt und bekommen in Syrien "Ungläubige" die Köpfe abgeschnitten...

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